Dr. med. Andreas Sandhaus
Facharzt für Chirurgie, Unfallchirurgie und Orthopädie 

Fuß

Vorfußballen / Hallux valgus

Der Vorfußballen (Hallux valgus) beschreibt eine zunehmende Abweichung der Großzehe im Grundgelenk nach außen. Die Ballenbildung beginnt meistens unscheinbar mit einer kleinen „Beule“ am Großzehengrundgelenk, im Verlauf bildet sich eine zunehmende Schiefstellung. 

Der Hallux valgus ist die häufigste Erkrankung am Vorfuß. Frauen sind 10 x häufiger betroffen als Männer. Häufig ist die Fehlstellung familiär, genetisch bedingt. Entsprechendes Schuhwerk (High Heels) kann die Ausprägung beschleunigen. 

Beim Vorfußballen weichen der 1. und 2. Mittelfußknochen zunehmend auseinander. Hierdurch entsteht der sichtbare „Ballen“. Die Großzehe wird zunehmend nach außen verdrängt. Der Vorfuß verbreitert sich. Der Sehnenzug im Großzehengrundgelenk wird nach außen verlagert. Hierdurch wird die Fehlstellung nochmals verschlechtert. Im weiteren Verlauf verdrängt die Großzehe die Kleinzehen, es entstehen Hammer- oder Krallenzehen. 

Im Frühstadium geht die Vorfußballenbildung ohne Schmerzen einher. Der „Ballen“ stört kosmetisch, enges Schuhwerk passt nicht mehr. Zunehmend entsteht jedoch ein Belastungsschmerz, der sich über den gesamten Vorfuß verlagern kann. Oft bilden sich unter der Fußsohle schmerzhafte Schwielen. Der Vorfuß verbreitert sich. 

Die Diagnose des Hallux valgus wird durch eine eingehende klinische Untersuchung gestellt. Röntgenbilder zeigen dabei das Ausmaß der Fehlstellung und helfen bei der Wahl der Therapie. 

Im Frühstadium mildern entsprechende Einlagen die Symptome. Hat sich jedoch ein deutlich erkennbarer Hallux valgus mit Schmerzen ausgebildet, kann in der Regel nur noch eine Operation Abhilfe schaffen. Die Fehlstellung kann nur operativ korrigiert werden. Die Wahl des Operationsverfahrens ist vom Ausmaß der Fehlstellung abhängig. In der Regel muss bei der Operation der 1. Mittelfußknochen durchtrennt und in seine Richtige Position verschoben werden. Hierdurch wird der Vorfuß wieder verschmälert. Gleichzeitig werden die Bänder und die Weichteile korrigiert. Die Großzehe wird im Gelenk wieder aufgerichtet. Dadurch wird eine Arthrosebildung (Verschleiß) im Großzehengrundgelenk verhindert. Bei Fehlstellung der Kleinzehen werden diese bei der Operation mitkorrigiert. 

Nach der Operation kann der Fuß in einem speziellen Schuhwerk (Vorfußentlastungsschuh) zunehmend belastet werden. Dieser Schuh muss für insgesamt 6 Wochen getragen werden. Eine anfängliche Schwellung ist unter entsprechenden Therapiemaßnahmen rückläufig. 

Erste Symptome des Vorfußballens sind die sichtbare Ballenbildung und die Abweichung der Großzehe. Besonders Schuhe, die vorne spitz zulaufen, zu kurz sind und sehr hohe Absätze haben, fördern die Ausprägung  der Ballenbildung. Eine frühzeitige Therapie mit entsprechendem Schuhwerk und ggf. Einlagen sollten eingeleitet werden. Im fortgeschrittenen Stadium kann durch eine operative Korrektur die Form und die Funktion des Fußes wieder hergestellt werden.  


Schmerzen unter dem Vorfuß

Das Gehen ohne Schmerzen ist eine Selbstverständlichkeit. Leider gehören jedoch Fußschmerzen mit zu den häufigsten Beschwerden, mit denen Patienten einen Arzt aufsuchen. 

Neben der bekannten Vorfußballenerkrankung, bei der zu einer Achsabweichung der Großzehe im Grundgelenk nach kleinzehenwärts kommt, klagen jedoch viele Menschen über Schmerzen unter dem zentralen Vorfuß. Diese Schmerzen führen zu einer erheblichen Funktions- und Belastungseinschränkung und werden unter dem Begriff Metatarsalgie zusammengefasst.

Beim Morton-Neurinom werden fußsohlenseitige, stechende und brennende, plötzlich auftretende Schmerzen beklagt. Die Schmerzen nehmen in Ruhe ab, festes Schuhwerk führt zu einer Zunahme der Symptomatik. Längeres Gehen im festen Schuhwerk ist zum Teil nicht mehr möglich. Ursache ist eine Verdickung des Nervens, meist zwischen der 3. und 4. Zehe liegend. In der Regel muss bei entsprechender Symptomatik der Nervenknoten im Rahmen einer ambulanten Operation entfernt werden. 

Bei akut einsetzenden starken Schmerzen im Vorfußbereich, die mit einer Schwellung einhergehen, kann trotz fehlens eines Unfalles ein sogenannter Ermüdungsbruch des Mittelfußknochens vorliegen. Hierbei kann der Vorfuß nur noch sehr eingeschränkt belastet werden. Im dann angefertigten Röntgenbild ist oft der Ermüdungsbruch initial nicht sichtbar, erst im Verlauf entsteht im Bruchbereich durch die Heilung ein neuer Knochen (Kallus). Dieser ist im Röntgenverlaufsbild sichtbar und sichert die Diagnose. Therapeutisch wird der Vorfuß in einem entsprechenden Sonderschuh (Vorfußentlastungsschuh) entlastet. 

Eine seltene Ursache des Vorfußschmerzes stellt die avaskuläre Knorpel-Knochen-Nekrose, die sogenannte Freiberg-Köhler-Erkrankung dar. Hierbei kommt es durch eine Durchblutungsstörung, deren Ursache nicht bekannt ist, zum Absterben des Knochens und des Knorpels am Köpfchen meistens des 2. oder 3. Mittelfußknochens. Die Grundgelenke der 2. und 3. Zehe schmerzen zunehmend und zeigen eine Schwellung. Im Röntgenbild kann man im Verlauf die entsprechenden Defekte erkennen. Im frühen Stadium der Erkrankung wird durch eine Entlastung im Spezialschuh und mittels Medikamenten therapiert. Im fortgeschrittenen Stadium kann durch eine Operation die Gelenkfläche rekonstruiert werden (Umstellungsosteotomie). 

Fehlstellungen der Kleinzehe sind sehr häufig, besonders sogenannte Hammerzehen. Hierbei entsteht eine zunehmende Beugung der Kleinzehe im Mittelgelenk wodurch das Schuhwerk von streckseitig auf die Zehe drückt. Durch eine zunehmende Fehlstellung entsteht im Kleinzehengrundgelenk eine Auskugelung. Der Patient bemerkt einen zunehmenden Schmerz an der Fußsohle in dieser Höhe und eine immer wiederkehrende nachwachsende Hornhautschwiele. 

Die Fehlstellung kann nur operativ korrigiert werden, wobei die Achsfehlstellung aufgehoben und das Gelenk korrekt zueinander gestellt wird. 

Vorfußschmerzen sind häufig und beeinträchtigen die Gehfähigkeit erheblich. Die unterschiedlichen Krankheitsbilder können durch einfache Untersuchungen festgestellt werden. Eine spezifische Therapie stellt die schmerzfreie Belastbarkeit des Fußes wieder her.  


Der Plattfuß - Therapiemöglichkeiten 

Ein gesunder Fuß schmerzt nicht. Es ist selbstverständlich für uns schmerzfrei zu laufen, zu springen und zu hüpfen. Abweichungen von der Norm führen zu einer sofort einsetzenden Beschwerdesymptomatik. 

Bei einem Plattfuß ist das Fußlängsgewölbe aufgehoben. Die Fußwurzel knickt nach innen ein. Diese Fehlstellung ist mit einer X-Stellung des Rückfußes und einer Vorfußaußendrehung verbunden! Unbehandelt führt diese Fehlstellung zu einem Aufbrauch der langen Fußsehne (Tibialis posterior Sehne), sowie zur Ausbildung einer schmerzhaften Arthrose in der Fußwurzel, sowie im unteren Sprunggelenk. 

Die Füße des Neugeborenen sind elastisch, die Fußsohle ist immer flach. Bei Kleinkindern ist die Fußsohle physiologisch mit einem Fußpolster ausgestattet, hierdurch ist das Längsgewölbe aufgehoben. Diese „Plattfüße“ sind normal. 

Mit zunehmenden Alter bildet sich das Fußgewölbe aus. Die Gelenkbänder der Schulkinder sind noch dehnbar, der Fuß knickt in der Belastung leicht nach innen ein. Dieser Knickfuß ist physiologisch und nur in der Belastungsphase zu sehen. Eine Therapie ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht erforderlich. 

Bei ausgeprägtem kindlichem Knick-Senk-Füßen ist das Längsgewölbe aufgehoben, der Rückfuß zeigt eine X-Stellung, sowohl in Ruhe-, als auch in der Belastung. Diese Fehlstellung ist mit individuell angefertigten Einlagen zu korrigieren, so dass die Rückfußachse aufgerichtet wird. Gleichzeitig werden die Muskel und Sehnen durch eine einfache eigenständig durchzuführende Übungstherapie gestärkt. Kann die Fehlstellung durch eine Einlagentherapie nicht korrigiert werden, so ist vor dem letzten Wachstumsschub (ca. 11. bis 13. Lebensjahr) eine Aufrichtung des Fußes mittels einer kleinen Operation indiziert. Hierbei wird über einen 2 cm langen Hautschnitt eine Schraube zwischen dem Sprung- und Fersenbein eingebracht. Dadurch wird das Fußgewölbe aufgerichtet und der Fuß gerade aufgestellt. Der Fuß „wächst gerade“. Nach Abschluss des Wachstums wird die Schraube wieder entfernt. 

Der Knick-Senk-Fuß bei Erwachsenen ist häufig durch eine erbliche Veranlagung bedingt. Die Fehlstellung führt langfristig zu einer Arthrose der kleinen Fußwurzelgelenke, sowie des unteren Sprunggelenkes. Die auf der Innenseite gelegene Sehne kann den Fuß nicht mehr halten und zeigt einen zunehmenden Verschleiß. Die Pat. beklagen eine schmerzhafte Schwellung hinter dem Innenknöchel. 

Die Therapie des erwachsenen Plattfußes richtet sich nach dem Stadium der Erkrankung. Anfänglich besteht eine Schwellung der Sehne hinter dem Innenknöchel verbunden mit einer Schmerzsymptomatik. Einlagen müssen den Fuß aufrichten und die Sehne entlasten. Die Entzündung wird medikamentös behandelt. 

Im fortgeschrittenen Stadium muss der Fuß wieder aufgerichtet werden. Dies erfolgt durch eine knöcherne Korrektur des Fersenbeines mit Rekonstruktion der Rückfußsehne. 

Unbehandelt führt der Knick-Senk-Fuß bei Erwachsenen zu einem fortgeschrittenen Verschleiß der Fußwurzelgelenke, sowie des unteren Sprunggelenk. In diesen Fällen ist eine knöcherne Operation mit kongruierender Gelenkstabilisierung erforderlich. Hierdurch kann die Funktion und die Schmerzfreiheit wieder hergestellt werden. 

Knick-Senk-Füße bei Kleinkindern sind physiologisch. Bei zunehmender Fehlstellung muss eine Einlagentherapie erfolgen. Nur in wenigen Fällen ist bei Kindern mit einem persistierenden Knick-Senk-Fuß dieser durch eine kleine Operation zu korrigieren. 

Bei Erwachsenen führen Knick-Senk-Füße langfristig zu Beschwerden. Eine sofortige Therapie kann die Funktion und somit die Belastbarkeit wieder herstellen.